Nicht nur in der heutigen Zeit leben ca. 180 Flüchtlinge auf dem ehemaligen Gelände des Truppenübungsplatzes in Lessien. Als die DDR-Grenze 1989 fiel, waren dort ca. 1000 DDR-Bürger vorübergehend untergebracht und im zweiten Weltkrieg waren Millionen Menschen aus Osteuropa auf der Flucht. 320 Personen fanden auf dem Platz in Lessien erst einmal eine neue Heimat.
1950 war Berndt Turke auf dem Platz geboren und blieb dort bis 1959. Sesshaft wurde seine Familie zuerst in Wolfsburg und später dann in Gifhorn.
Nach 70 Jahren hatte er nun das Bedürfnis, seinen Geburtsort, an dem er eine sehr schöne Kindheit verbracht hat, noch einmal zu besuchen.
Über die Homepage des Fördervereins nahmen er und seine Ehefrau Gabriele Kontakt mit der Vorsitzenden Jenny Reissig auf und baten um Unterstützung, das Gelände, das heute als Flüchtlingswohnanlage genutzt wird, besuchen zu dürfen.
Nach Abstimmung mit dem Landkreis Gifhorn und Herrn Ulf Appel von der Betreiberfirma konnte das Ehepaar Turke bei einem Rundgang mit Frau Reissig sich das Gelände anschauen.
Es war für Berndt Turke eine Reise in die Vergangenheit. Er musste feststellen, dass es die Häuser von damals nicht mehr gab und dass sich vieles verändert hat. Dann entdeckte er doch noch ein Gebäude, welches später die erste Kommandantur des Platzes beherbergte. Hier waren zu seiner Zeit der Einkaufsladen und die Schule untergebracht. Er schwärmte von seinem Lehrer Herrn Nieke, der alle Jahrgänge von der 1. bis zur 8.Klasse in zwei Räumen unterrichtete.
Nach dem Rundgang auf dem Platz besuchten sie Gerda Flügge, deren Familie die ersten Bewohner damals in der Flüchtlingsunterkunft waren. Seit 61 hatten sie keinen Kontakt. Sie tauschten Erinnerungen von damals aus. Auch Gerda Flügge bestätigte, dass die Kinder, die dort mit ihren Familien auf dem Platz lebten, eine wunderbare Kindheit hatten. Für sie war und ist es immer ein kleines Dorf und keine Flüchtlingsunterkunft gewesen.
Da Berndt Turke damals in der Michaeliskirche getauft wurde, kam Pastor Helmut Kramer gerne der Bitte nach, die Kirche besuchen zu können.
Mit vielen neuen Eindrücken, viel Informationen und der Herzlichkeit die sie in Ehra-Lessien erfahren durften, kehrten sie nun in ihre Heimat, die sie im Ruhrgebiet gefunden haben, zurück.
Foto: Berndt Turke und Gerda Flügge treffen sich nach 61 Jahren das erste Mal mit ihren Partnern.